schwarze Magie

(keltisches Märchen)


Vor langer Zeit lebten ein Mann und seine Frau in Malin Moor, und sie hatten nur eine einzige Tochter. Wie das immer so geht, hüteten sie dieses Kind wie ihren Augapfel.

Eines Tages nun ging der Vater Torf stechen nach Rossmore. Als die Mittagszeit kam, schickte die Mutter das Mädchen mit dem Essen hinauf aufs Feld. Sie schickte ihrem Mann eine Brühe in einem hölzernem Geschirr. In diesen alten Zeiten gab es auf dem Land nur hölzernes Geschirr.

 Es war ein schöner Tag, und der Vater setzte sich am Rand des Moores nieder, um sein Mahl zu verzehren. Er und das Mädchen blickten hinüber zur See, und es dauerte nicht lange, da sahen sie ein großes Segelschiff, das auf die Mündung des Flusses zusteuerte.

"Ist das nicht ein schönes, großes Schiff", sagte das Mädchen.
"In der Tat", erwiderte der Vater.
"Ich würde gern wissen, wo es hinfährt", sagte das Mädchen.
"Ich würde meinen, es ist auf der Fahrt nach Killybegs."
"Wenn ich es so wollte, würde das Schiff sein Ziel nie erreichen, wie groß es auch sein mag und wie viele Segel es auch setzen mag", plapperte das Mädchen.
"Du kleine Närrin", schalt der Vater, "was willst du denn einem Schiff anhaben, das dort draußen auf der See fährt?"

Das Mädchen gab keine Antwort darauf. Es wartete, bis ihr Vater mit dem Essen fertig war. Dann nahm sie die Schüssel und ging zu einem Wasserloch im Sumpf, um sie auszuwaschen, und als sie das getan hatte, begann sie mit der Schüssel im Wasser allerlei seltsame Bewegungen zu vollführen. Der Vater hatte sich seine Pfeife angesteckt und achtete nicht weiter darauf, was sie tat. Bald aber sagte sie zu ihm: "Schau nun hin, Vater, und sieh, was ich mit dem Schiff machen kann."

Der Vater blickte hinüber zur See und sah, wie jenes Schiff, das bis dahin auf die Flußmündung zugesteuert hatte, nun geradewegs auf die Klippen unter ihnen zusteuerte.
"Wer hat dich das gelehrt?" fragte er.
"Meine Mutter", sagte sie.
Und was wirst du mit dem Schiff machen, wenn es näher an die Küste herangekommen ist?"
"Sobald ich es nahe genug an die Küste herangelockt habe, werde ich es kentern lassen. Alle Matrosen sollen ersaufen."
"Ich verstehe", sagte der Vater, "und du sagst also, daß dir deine Mutter solche Hexenkünste beigebracht hat?"
"So ist es in der Tat", antwortete das Mädchen ausgelassen.

Nun, das Mädchen ließ das Schiff frei, und es fuhr wieder hinaus auf die offene See. Es trug die Schüssel heim, und der Vater stellte keine weiteren Fragen und sagte auch nichts, als er abends vom Moor zurückkam. Er wusch sich wie immer und legte darauf seinen besten Kleider an. In der Nacht verließ er das Haus. Wo immer er hingegangen sein mag, sein Weib und seine Tochter haben nie mehr etwas von ihm gesehen oder gehört. Es ist aber doch seltsam, daß auch sonst kein Mensch mehr etwas von ihm sah oder hörte. Es war, als sei er vom Erdboden verschwunden.
 

 

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